EINFÜHRUNG IN DIE MATERIE

 

Dieses Buch richtet sich an Menschen, die ihren Glauben ernst nehmen. Es ist kontrovers. Nicht nur weil es von einem kontroversen Thema handelt, sondern weil Glaubensinhalte durchdacht werden, die existenziell sind und darum Emotionen auslösen.

Wir möchten darum gleich zu Anfang versuchen bei den Lesern Verständnis dafür zu erwecken, dass Fragen, die das tiefste und innerste des menschlichen Empfindens anrühren, als kontrovers und verletzend empfunden werden können. Jedenfalls, wenn eigenes religiöses Gedankengut infrage gestellt wird.

Wir möchten beteuern, dass es uns selbst wirklich schmerzt, wenn wir die Gefühle einiger Leser verletzten sollten. Das ist nicht unsere Absicht.

Niemand, der aufrichtig nach Gottes Weg und Willen sucht, wird andererseits darauf verzichten wollen, Anfragen an die Integrität seiner Glaubensquellen aus Angst, Bequemlichkeit oder Überheblichkeit unbeachtet zu lassen.

Dieses Buch enthält solche Anfragen. Sie sind aus einer Besorgnis heraus formuliert. Wer sein Vertrauen auf eine Religion oder ein Glaubenssystem setzt, das auf Irrtum beruht, wird eben nicht nur in diesem Leben einen falschen Kurs steuern, was verschmerzt werden kann, sondern die Erfüllung seiner ewigen Hoffnung einbüssen. Ein Erlebnis mag das verdeutlichen.

Ein muslimischer Geschäftsmann hatte mich zu einem Gespräch eingeladen. Zu meiner großen Überraschung erwarteten mich zwölf Herren, alle traditionell in islamischer Tracht. Sehr bald stellte sich heraus, dass es sich um bestgeschulte und gebildete Leute handelte, die mich davon überzeugen wollten, wie korrupt die Bibel eigentlich sei, und dass ich aufhören sollte, diese, zumindest unter Muslimen, zu propagieren. Ich hörte mir an, was sie zu sagen hatten, stellte etliche falsche Behauptungen richtig und korrigierte auch verkehrtes Verständnis.

Das Ganze vollzog sich zwar in scharfer Auseinandersetzung, doch durchaus auf eine formal-höfliche Weise - bis ich warnte, dass man nicht mit Steinen werfen solle, wenn man in einem Glashaus sitzt. Die erste Reaktion war eine eisige Stille, bis der Wortführer nachhakte und fragte, was ich damit sagen wolle, denn dem Koran ist nie auch nur die allergeringste Änderung widerfahren! Als ich dann versuchte, konkret zu werden, wie wir es hier tun wollen, barst die Versammlung in ein Durcheinander von Stimmen. Endlich wurde vorgeschlagen, dieses Thema in einem weiteren Treffen zu besprechen. Um eine gewisse Vorbereitung der Gesprächsteilnehmer zu ermöglichen, hatte ich arrangiert, dass jeder ein Arbeitspapier zu diesem Thema von mir erhielt. Dieses enthielt eine Reihe auch hier angeführter Punkte.

Sie haben es erraten: Es kam, trotz wiederholter Versuche meinerseits, nicht zu einem zweiten Treffen. Das ist traurig, denn ohne eine innere Bereitschaft hinzuhören, und sich auch mit Einwänden auseinanderzusetzen, selbst wenn sie nicht zutreffend sen sollten, wird Religion zu einer Ideologie und Glaube zu Fanatismus.

Wir haben die islamischen Einwände, welche die Bibel betreffen, gehört. Wir haben Stellung dazu bezogen (‘Christen antworten Muslimen‘). Wir bitten unsere muslimischen Freunde nun einmal hinzuhören auf das, was sie mit größter Wahrscheinlichkeit über ihre Religion (noch) nicht wissen, und sich damit auseinanderzusetzen, ohne uns als Feinde zu sehen.

Wenn der ‘Status quo‘ unseres Glaubens hinterfragt wird, gibt es verschiedene Reaktionsmöglichkeiten. Man kann sich den Anfragen verweigern. Das ist eigentlich Feigheit, sich zu stellen. Man mag sich der Argumentation aber auch aussetzen, sich darüber ärgern und damit trösten, dass es sich um einen typisch christlichen Angriff auf den Islam handelt, der aus Gehässigkeit geboren ist.

Aber dann gibt es auch die richtige Alternative. Und die bedeutet, dass man die angeführten Gedankengänge und Argumente selbst auf ihre Richtigkeit hin prüft und dann eine Entscheidung für die erkannte Wahrheit trifft – was immer diese auch sein mag. Das verlangt Mut und die Bereitschaft, möglicherweise auch gegen den Strom zu schwimmen. Wir wünschen Ihnen von Herzen solchen Mut!

Es muss hier auch gesagt werden, dass wirkliche Christen Muslimen immer wahre Freunde sind. Sie wollen niemandem ihren Glauben an Gott, ihre Hoffnung auf die Ewigkeit nehmen. Aber sie bitten um ein offenes Ohr für die Dinge, die uns in unserer Beziehung zu Gott wirklich angehen.

Jesus sagte einmal: “Ringet danach, durch die enge Pforte
einzugehen!“ (Lk 13:24)

 

Es gibt nur zwei Arten von Menschen,
die man als vernünftig
bezeichnen kann:
Es sind die, welche Gott
von ganzem Herzen dienen,
weil sie Ihn kennen;
und solche,
die Ihn von ganzem Herzen suchen,
weil sie Ihn noch nicht kennen.

Blaise Pascal